Eine Offroadtour mit dem Jimny in die Westalpen steht schon lange auf unserer Bucketlist. Im August 2022 ziehen wir es endlich durch! Ausgerüstet mit dem Reiseführer der Pistenkuh und der Campingausstattung geht es los! Grobe Richtung: Südwest.
Anreise und Basislager
Da wir erst am Freitagmittag starten, legen wir auf der Hälfte der Strecke eine Zwischenübernachtung im französischen Department Saône-et-Loire ein. Mit Blick auf den Etang de Sermon genießen wir am Samstagmorgen den ersten Kaffee und machen uns auf den Weg Richtung Süden.
Zunächst über Autobahn und Nationalstraßen, später über schmaler werdende Landstraßen nähern wir uns den Alpen. Immer mehr Schilder weisen uns den Weg in die französischen Skigebiete.
Wenige Stunden später erreichen wir unser Ziel. Wir schlagen unser Basislager auf dem Campingplatz »L’Etoile des Neiges« im Örtchen Montclar auf. Auf rund 1400 Meter Höhe haben wir einen schönen Ausblick auf die umliegenden Berge.
Tour zur Col du Parpaillon
Unsere erste Tour führt uns entlang des Lac de Serre-Poncon nach Embrun. Wir überqueren den Col de Pontis, von wo aus wir einen einmaligen Blick auf den vor uns liegenden See haben.
Ab Embrun folgen wir den Wegbeschreibungen im Offroad-Reiseführer. Zunächst geht es über geteerte Straßen durch Bergdörfer in die Höhe. Wenig später endet der Teer und wir folgen einer geschotterten Piste weiter den Berg hinauf. Die Piste ist gut befahrbar und an den meisten Stellen breit genug, um dem sporadischen Gegenverkehr bequem auszuweichen. Einige tiefere Schlaglöcher und größere Steine können wir bequem umfahren. Der Ausblick auf die Berge ist fantastisch und wir halten immer wieder an, um zu fotografieren.
Hinter einer weiteren Kehre finden wir uns plötzlich auf einem weitläufigen Platz wieder, auf dem lediglich ein Geländewagen mit französischem Kennzeichen steht. Am hinteren Ende des Platzes liegt der von großen Holztoren flankierte Eingang zum Tunnel du Parpaillon.
Nach einem kurzen Gespräch mit den Franzosen geht es für uns in den Tunnel. Auf den 500 Metern können wir einmal mehr die zusätzlichen Arbeitsscheinwerfer nutzen, die wir am Dachträger genau für solche Gelegenheiten montiert haben. Alle anderen 4×4-Upgrades wie Winde oder Bergebleche kommen bei dieser Reise nicht zum Einsatz. Von den Felswänden tropft stetig Wasser auf den ohnehin schon schlammigen Boden des Tunnels. Dass es hier auf über 2600 Metern Höhe bis weit in den Sommer hinein vereiste Stellen gibt, kann ich mir gut vorstellen. Der Tunnel hat nur eine Fahrspur und ist stockdunkel. Würde uns jemand entgegenkommen, müsste definitiv ein Fahrzeug rückwärts aus dem Tunnel fahren müssen. Nicht einmal zwei Jimnys würden aneinander vorbeipassen.
Am Tunnelausgang auf der anderen Seite passieren wir erneut massive Holztore, bevor wir an den verfallenen Überresten eines Gebäudes anhalten, um weitere Fotos zu machen.
Die Piste, die uns hinter dem Tunnel den Berg hinabführt, ist ebenfalls geschottert, aber gut befahrbar. Hier gibt es weniger Ausweichstellen als auf der anderen Seite und teilweise geht es nah am Abgrund entlang. Auch hier warten spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Berggipfel hinter jeder Kurve.
Tour zum Ouvrage Roche-la-Croix
Ein weiterer Ausflug führt uns zu ehemaligen Festungsanlagen Roche-la-Croix, deren Ursprünge im Jahr 1883 liegen. In den 1930er Jahren wurden das untere Fort Inférieure und das höher liegende Fort Supérieure als Teil der Maginot-Linie ausgebaut.
Der Beginn der Piste liegt an der D900 und führt uns zunächst zu einer Brücke über den Fluss L’Ubayette. Hier sind wir auch nicht die einizen Offroad-Fans. Wir treffen eine Reisegruppe von TC-Offroad und schließen uns ihnen bis zum Fort Inférieure an. Der erste Teil der Auffahrt ist eine einspurige, betonierte Piste, die sich in zwei engen Serpentinen in die Höhe schraubt. Die Landcruiser und Defender müssen reversieren, der Jimny schafft die Kehren in einem Zug. Wenige Meter später endet der Beton und wird durch Schotter ersetzt. Es geht knapp fünf Kilometer über Schotter durch den Wald, bevor wir einen Parkplatz erreichen. Die Zufahrt zum Fort Inférieure ist durch eine Schranke versperrt und wir gehen die restlichen Meter zu Fuß.
Entlang des Wegs zieht sich eine massive Konstruktion aus dicken Stahlplatten, hinter der die hier stationierten Soldaten zu Kriegszeiten Schutz vor feindlichem Feuer finden konnten. An mehreren Stellen ist der Stahl von Geschossen durchlöchert.
Die Strecke zum oberen Fort Supérieure ist schmaler, der Schotter gröber. Auf einer Wiese entlang des Wegs steht ein einsamer Wohnwagen und wir müssen einmal mehr feststellen, dass Breite und Befahrbarkeit von Pisten doch recht subjektiv ist.
An vielen Stellen wäre das Ausweichen für entgegenkommende Fahrzeuge nicht möglich. Da der Weg hier hoch weniger befahren ist, ist das glücklicherweise auch nicht notwendig. Am oberen Fort gibt es keine Absperrungen und wir können bis in die Festungsanlage hineinfahren. Die Gebäude sind nicht abgesperrt und wir kommen über verwitterte Treppen sogar bis in die Kellerräume.
Fazit
Die Westalpen bieten tolle Strecken zum Offroadfahren. Die geschotterten Pisten waren gut befahrbar und die Ausblicke auf die umliegenden Berge waren wirklich sehenswert. Wichtig ist allerdings das passende Wetter. Wir hatten Glück und waren meistens bei Sonnenschein unterwegs. Bei Regen oder gar Schneefall wären die Pisten deutlich anspruchsvoller und teilweise wirklich gefährlich geworden. Da wir nur vier Tage in den Westalpen waren, konnten wir natürlich auch nur einen kleinen Teil der Pässe befahren. Was wir jedoch gesehen und erlebt haben, war die 700 Kilometer Anfahrt aus dem Schwarzwald auf jeden Fall wert!
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